Freitag, 14. März 2014

Eine Frucht die uns zeigt, wir haben schon gegessen...


Liebe GottesdienstbesucherInnen.

Die heutigen Lesungen führen uns nicht nur in die Fastenzeit ein, eine Zeit die für uns Altkatholiken nicht mit Fastengeboten gefüllt ist, aber dennoch eine Vorbereitungszeit auf unseren Glaubenskern ist. – Karwoche – Ostern. Altkatholiken konzentrieren sich darauf – und es zeigt sich auch darin, dass für Altkatholiken – wie für Protestanten auch – der Karfreitag ein arbeitsfreier Feiertag ist: Daher findet unserer Karfreitagsliturgie auch um 15 Uhr statt. Fastenzeit – Besinnung auf das Wesentliche.

Die alttestamentliche Lesung führt uns ins Paradies und zum Paradiesbaum. Wir alle kennen die Geschichte. Manche glauben diese Geschichte sei erfunden,  das ist ein Missverständnis. Manche glauben die Bibel sei nur wörtlich zu nehmen. Das ist ein Missverständnis. Die biblischen Geschichten erschließen sich uns nur, wenn wir nachdenken darüber und tiefer sehen als die Wörtlichkeit uns blicken lässt. Das Paradies der Geschichte, wir sind nach wie vor darin. Den Baum der Erkenntnis, wir sehen ihn gleichsam hier in diesem Ölbaum – er ist nach wie vor in unserer Mitte, und wir haben schon davon gekostet – das ist eine „Tatsache“ in meinen Augen.  Die Folgen, wir leben damit, seit wir unseren Geist, unsere vermeintliche Weisheit benutzen.  Daher die Einladung zum Abschluss der Predigt auch einen „sprichwörtlichen Apfel“ vom Baum unserer Erkenntnis mitzunehmen. Zur Erinnerung daran, dass wir mit Erkenntnisfähigkeit ausgestattet sind. – Wenn wir meinen aus diesem Paradies vertrieben zu sein – es ist allein unsere Erkenntnis und das Handeln als Folge unserer Erkenntnisse, die Paradies und Vertreibung daraus trennen. Umweltzerstörung,  unsere Vorurteile, unsere Kritiklosigkeit an den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, sie vertreiben uns aus dem Garten Eden, der für ALLE ein Paradies sein kann.

Im Evangelium zeigt uns Jesus wie wir den Versuchungen der Welt, den Versuchungen des EGOISMUS, widerstehen können. War Jesus in Versuchung seinen momentanen Hunger zu stillen? – Wäre dies eine Erwähnung im Evangelium wert?

Wenn Jesus versucht war, dann wohl versucht den Hunger der Welt insgesamt zu stillen. Jesus kannte und kennt ja die Not, den physischen wie den psychischen Hunger der Menschen. Doch Jesus will uns nicht gleichsam die Magensonde anlegen – damit wir nicht verhungern und er will uns nicht die Beruhigungsmittel spritzen, damit wir nie wieder etwas spüren. Er erliegt dieser Versuchung des „virtuellen Schlaraffenlandes“ nicht.

Jesus wird weiters versucht die weltliche Macht an sich zu reisen. Eine Versuchung das Paradies zu verordnen. Menschliche Utopien wie ein „real existierender Sozialismus“ haben dies auch versucht. Jesus widersteht. Die Kirchen haben dieser Versuchung nicht widerstanden, wie ein Blick in die Geschichte als Historie und Gegenwart zeigt.

Jesus findet in der Bibel, in der Lehre der Bibel, Rückhalt für seinen Widerstand.  Der Teufel ist schlau und bedient sich auch eines Bibelzitates. Auch dies passiert heutzutage. Wortwörtlich wird mit der Bibel unterdrückt und versklavt, verweigert und diskriminiert. Das passiert bei dem wörtlichen Missverstehen. Es passiert nicht, wenn mann oder frau nach dem fragt und sucht, was dahinter steht und gemeint ist, was es uns heute eigentlich sagen will.

Jesus erliegt nicht der Versuchung seine Macht zu beweisen. Was ist ein Glaube, der nicht glauben muss?  Ist das 1x1 der einfachen Mathematik ein Glaubenszeugnis? Das, was wir Gott nennen, auf die Probe zu stellen, es wird nicht gelingen. Wir begreifen es nicht – die Unendlichkeit und dennoch die Nähe. Die Freiheit des Glaubens – es ist ein Sprung in den Glauben. Keine einfache Rechenaufgabe!

Jesus lebt uns die Freiheit im Glauben vor, in Wahrheit und verschließt sich nicht dem Leiden, nein er geht mit im Leiden, welches mit dem Leben einhergeht. Es gibt das EINE nicht ohne das ANDERE.

Wir haben jetzt auch noch die Aufgabe unser Gedächtnis für unsere Verstorbenen auszudrücken. Die Zeichen des heutigen Gottesdienstes: Das Aschenkreuz, die Früchte des Baumes, die Papier -Blumen/Sterne in unseren Händen, Sie sind teil unserer Liturgie und unserer Feier.

-          Es folgt die kurze Blumen/Stern Meditation des Gedächtnisses.

-          Wir sind eingeladen die Blumenblüten/ die Sterne zu schließen mit den Erinnerungen an die Verstorbenen und anschließend im Taufbecken im Wasser der Taufe neu aufblühen zu lassen.

Im Anschluss daran ist auch die Einladung vom Baum der Erkenntnis zu nehmen, eine Frucht die uns zeigt, wir haben schon gegessen und können uns nicht mehr verstecken. Wir stehen voreinander wie Adam und Eva im Paradies und dennoch tun wir so, als wären wir unwissende Kinder!

Stehen wir dazu, dass wir ein Gewissen und einen Geist, eine Seele und einen Verstand haben.

Amen.